Die vier Orientierungen des Azul Conscious Dance im Alltag
Wie dich die vier Orientierungen des Azul Conscious Dance im Alltag unterstützen können - eine persönliche Geschichte zur Veranschaulichung
Im Azul Tanzen gibt es die vier Orientierungen:
Listening (Lauschen, mit dem ganzen Körper- und Energiesystem spüren)
Allowing (Zulassen, erlauben)
Opening (öffnen, erweitern)
Moving towards (hinbewegen, in Kontakt kommen mit).
Wir üben uns im Tanzen regelmässig in diesen vier Orientierungen. Diese regelmässige, bewusste Tanz- und Bewegungspraxis kann uns wirklich helfen, auch im Alltag, bei kleineren oder grösseren Herausforderungen dem, was das Leben von uns fordert, mit mehr Leichtigkeit zu begegnen.
Ich möchte nachfolgend eine kleine Geschichte aus meinem Alltag erzählen, die zeigt, wie uns die vier Orientierungen aus dem Azul Tanzen im Alltag begegnen und unterstützen können.
Eine persönliche Alltagsgeschichte
Mein Sohn muss zur Schule (Frühstunde) und noch sein Velo pumpen. Da die Pumpe in der Garage ist und der Garageschlüssel an meinem Schlüsselbund hängt, gehe ich mit nach unten zur Garage. Ich öffne das elektronische Garagetor und gebe dann gleich meinem Sohn den Schlüssel, damit er schon mal den gemeinschaftlichen Veloraum öffnen gehen kann, währenddem ich die Pumpe aus der Garage hole und zum Veloraum bringe. Mein Sohn pumpt das Velo. Währenddessen ich kurz mit dem Hauswart rede, der den frischen Schnee vor den Garagen wegräumt, fährt mein Sohn ab zur Schule – mit dabei mein Schlüssel für Wohnung, Garage, Auto etc. Ich stelle fest und realisiere (Listening), dass ich weder zurück in die Wohnung noch mit dem Auto hinterherfahren kann. Zum Glück muss ich heute nicht zu einer bestimmten Zeit bei der Arbeit sein. Jetzt hätte ich mich ärgern und mir mit dieser Laune den Tag verderben können. Stattdessen lasse ich zu, was ist (Allowing), ändern kann ich es ja so oder so nicht. Ich gehe mit dem, was mir das Leben gerade präsentiert. Ich öffne mich für die Möglichkeiten (Opening), die ich habe und entscheide schnell, dass ich zur Schule laufe und den Schlüssel holen werde (Moving towards), denn mein Sohn hat weder sein Handy dabei, geschweige denn würde die Zeit reichen, dass er zu mir zurückfährt und dann trotzdem rechtzeitig in der Schule sein würde. So komme ich unverhofft zu einem frühmorgendlichen Winterspaziergang und werde, weil es zeitlich zum Schulstart kaum reichen wird, im Schulzimmer der 3. SEK auftauchen müssen, was meinem Sohn bestimmt etwas peinlich sein wird. Doch dazu kommt es nicht. Er merkt es selbst in der Schule, telefoniert mir mit dem Handy eines Kollegen, das ich um diese frühe Zeit am Morgen nicht abnehme, weil ich die Nummer nicht kenne. Mein Sohn versucht es mit dem Telefon der Lehrerin – die habe ich ja gespeichert – und siehe da, ich nehme ab. Somit kommt es nicht zum peinlichen Erscheinen im Klassenzimmer, sondern zur «feierlichen» Schlüsselübergabe beim Schulhauseingang. Yeah! Der Zugang zum warmen Zuhause, wo ich heute meinen nächsten Tanzanlass vorbereiten werde, steht wieder offen.
Das beste am Ganzen ist, dass ich entscheide, meinen Spaziergang jetzt deutlich gemütlicher als zuvor zum Schulhaus fortzusetzen und eine zusätzliche Runde auf dem Heimweg einzulegen, um die frisch verschneite Landschaft im Erwachen des Tages zu geniessen (Moving towards the moment). Obwohl ich eher ein Abendmensch bin, finde ich die Zeit, wo der Tag erwacht, und die Sonne aufgeht, eine wunderbar reine, frische und irgendwie jungfräuliche Energie. Denn nichts von dem, was der Tag bringen wird, steht schon festgeschrieben. Durch das Einlassen auf den Moment wurde ich beschenkt durch diesen Wintermorgenlandschaft-Spaziergang und konnte den Sonnenaufgang in der frische des Schnees erleben.
Es gäbe viele weitere solche Alltagsgeschichten zu erzählen. Sie kommen in jedem Leben vor und bestimmt könntest du hier auch gleich von einigen berichten.
Taucht eine Situation auf, geht es zuerst um das Wahrnehmen, was gerade da ist und was im Aussen und in mir drin passiert (Listening), dann ums Zulassen (Allowing) dessen im Sinne von, ja, es ist so. Das heisst nicht, dass ich alles gutheissen soll oder dass alles gut ist, was passiert. Nein, keinesfalls. Ich darf auch wütend oder traurig sein und das zulassen. Aber ich anerkenne, dass es gerade so ist und lasse unnötige Widerstände los, die im Moment nicht wirklich förderlich sind. Und aus diesem Zulassen kann ich mich für die Möglichkeiten öffnen (Opening), die es gibt, auf die Situation zu reagieren oder nicht. Erst durch das Öffnen erweitere ich meinen Horizont für verschiedene Möglichkeiten. Und dann kommt der Entscheid, manchmal geht der schnell und intuitiv oder instinktiv, wenn es nötig ist. Es ist der Entscheid für eine Möglichkeit und die Schritte dazu zu tun oder der Entscheid dem zu begegnen, was mir das Leben damit sagen will. Es ist ein in Kontakt Kommen mit dem Moment (Moving towards), seien es innere Prozesse und Gefühle oder Schritte, die man tut – sei es ein Sein mit …. oder Handeln und den Weg gehen.